Martin Schmidt, der Name klingt fast wie ein Synonym für eine typisch bürgerliche Biographie. Eine Biographie fern jener gesellschaftlichen Debatte, welche die Gemüter ganzer Generationen immer wieder erhitzt und für die es keine klare Antwort gibt: Kann und darf man Gewalttaten, die sich gegen das menschliche Leben richten, überhaupt verzeihen, ohne das Schicksal der Opfer dabei zu relativieren? Ist eine vollständige Aufarbeitung der Tat seitens des Täters überhaupt möglich? Wie viel Verständnis und Toleranz seitens der Gesellschaft sind nötig, um einen Täter die Möglichkeit zur Resozialisierung zu geben?
Zwölf Jahre ist Martin Schmidt mit seiner Frau Anke verheiratet. Parallel hat er eine Geliebte, mit der er ein Doppelleben führt. Im Jahr 2007 eskaliert die Situation. Seine langjährige Geliebte fordert von ihm eine Entscheidung: „Entweder ich, oder deine Frau!“ Er fürchtet, dass seine Scheinwelt zusammen bricht und rastet aus. Mit einem Küchenmesser sticht er mehrmals auf sie ein. Die Frau überlebt nur knapp. Um seiner Schuld zu entfliehen, versucht Schmidt sich umzubringen. Er überlebt und wird zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt. Im Sommer 2012 kommt er auf Bewährung frei. Anders als bei vielen Straftätern kann der 49-Jährige auf stabilen Rückhalt seines sozialen Umfeldes zurückgreifen. Anke, seine Ehefrau, hält trotz der Schwere seiner Tat und dem eingebüßten Vertrauen weiter zu ihm.